7 Wochen ohne – und das in diesem Jahr?
Vielleicht fragen sich manche ebenso wie ich, auf was wir denn in diesem Jahr in der Passionszeit, in der Fastenzeit „verzichten“ sollten, wenn wir doch in diesen Zeiten schon auf so vieles verzichten: Auf den Skiurlaub, den von vielen so geliebten Fasching mit ausgelassenem Feiern, auf Shopping-Touren in hektisch belebten Innenstädten, ausgiebige Schlemmerbesuche in Restaurants und die langgeplante, große Geburtstagsparty in einer coolen Location – oder mit vielen Gästen in einer viel zu engen Wohnung. Vielleicht verzichten wir auch einfach nur auf den spontanen Besuch von einigen Freunden oder den Hauskreisabend mit uns wertvollen Frauen im gemütlichen Wohnzimmer.
Soll ich mich bei so viel Verzicht, der nun schon mehr oder weniger ein Jahr andauert, auch noch darauf einlassen, 7 Wochen ohne Süßigkeiten, ohne Alkohol, ohne Handy oder ohne Terminkalender zu leben?
Die Fastenaktion der evangelischen Kirche lädt uns dieses Jahr wieder eher ein zu einer Herausforderung des gedanklichen „Verzichts“: „Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“
Beim ersten Lesen des Themas dachte ich als Mitarbeiterin im Gesundheitssystem eher an eine Blockade der Wirbelsäule, aber bei genauerem darüber Nachdenken gibt es in meinem Kopf ja so viele Blockaden – und könnte hier in 7 Wochen so richtig viel Platz für Spielraum frei werden – auch und vielleicht gerade erst in diesem Jahr!
Noch nie war mein Terminkalender so leer wie in diesen Zeiten, noch nie habe ich so viel Zeit in meinem Zuhause verbracht wie in den letzten Monaten, auch wenn ich zu den Personen gehöre, die sich eher mal nach Homeoffice sehnen würden, als dass ihnen vielleicht schon lange das Büro oder die Schule fehlt.
Lasse ich mich also darauf ein, darüber nachzudenken, was Spielraum ist und welche Blockaden ihn klein oder groß machen! Ich bin gespannt auf die Themen des Fastenkalenders, und ich will Euch alle dazu einladen, mitzudenken und mitzumachen. Auch wenn die Fastenzeit bereits vor 2 Wochen begonnen hat, steigt doch jetzt noch ein, nehmt Euch die Zeit für die Aktion „7 Wochen ohne“ und vielleicht habt Ihr ja Lust, dieses gemeinsame Denken auch in Handeln umzusetzen. Den Fastenkalender dazu gibt es im Gemeindebüro oder nach dem Gottesdienst in der Kirche zu kaufen.
Da sich unsere Gemeinschaft ja auch weiterhin nicht durch reale Treffen ausdrücken kann, lade ich Euch zu einer besonderen Aktion ein, um sie dennoch sichtbar zu machen: Lasst uns zusammen an einer Altardecke für die Ostertage und die Open-Air-Gottesdienste in der wärmeren Jahreszeit arbeiten, in Anlehnung an das Motto: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orte viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern. Wenn also viele ein kleines Teil zu einer „Patchworkdecke“ beitragen, indem sie ein 15×15 cm großes Quadrat nähen, stricken oder häkeln, werden wir an Ostern eine schöne Altardecke haben, die uns an diese besonderen sieben Wochen vor Ostern erinnert.
Also, legt los, packt die Woll- oder Stoffreste aus und denkt beim Stricken, Häkeln oder Nähen darüber nach, welche Blockaden euch ermüden, behindern oder lähmen, und wo Spielräume wachsen und befreien können.
Die fertigen Teile können bis Gründonnerstag im Gemeindebüro abgegeben oder dort in den Briefkasten geworfen werden.
Ich freue mich auf spannende ‚7 Wochen ohne‘ – auch in diesem Jahr!
Micha Gahrmann